Läuterung?
»Auf
Wunder hat jedermann Anrecht, aber zuerst ist Läuterung nötig.«
(T-1.I.7). Läuterung kommt von »lauter«, also »rein«, »aufrichtig« oder
»ungetrübt« und ein weiteres Stöbern in »Ein Kurs in Wundern« zur
Klärung, worauf sich denn der »Hausputz« bezieht, führt mich endlich
naheliegenderweise zu zwei »Dingen«, die der Läuterung bedürfen:
Gedanken und Wahrnehmung: Das Denken wird vom Trennungskonzept
bereinigt. Und die Wahrnehmung? Deinen einzigen Sinn und Zweck »...
kannst du nicht erkennen, bevor nicht jede Wahrnehmung rein gewaschen
und geläutert und schließlich für immer entfernt worden ist.«
(T-18.IX.14:2).
Also
lassen wir mal läutern und verwenden wir dazu ein nützliches Umfeld:
Trigger (Auslöser), ein meist unangenehmes Zusammenspiel aus Gedanken
und Wahrnehmungen. Diese scheinbar unkontrolliert auftauchenden
Emotionen kennst du: Jemand sagt oder tut etwas »Falsches« und dir kommt
sofort der Kaffee hoch, von leichter Niedergeschlagenheit bis zur
blanken Wut. Oder umgekehrt: Jemand sagt oder tut etwas »Richtiges« und
das geht dir runter wie Öl: »Genau, Freiheit für Grönland! Weg mit dem
Packeis!« Letzteres ist häufig ein emotionales Gruppenerlebnis.
Das
Bemerkenswerte an diesen Triggern ist – sie sind unabhängig davon, wie
»erleuchtet« oder »erwacht« du bist und ob du ein grundsätzliches
Wohlbefinden und beständigen Frieden in der Tiefe des Seins als
Erfahrung und nicht nur als Schriftgelehrter kennst. Diese »Urteile«
entspringen einer tiefen und intensiven Konditionierung aufgrund der
unablässig eingeübten Bedürfnisstruktur mit zwei Aspekten: Dem, was du
unbedingt vermeiden willst und dem, was du unbedingt haben willst – und
das drückt sich in Emotionen aus, die du ablehnst oder anstrebst. Darum
wird im Kurs so viel Wert auf die »Geistesschulung« gelegt: das
Aufheben, Aussortieren und Aufgeben von Wertschätzungen im weitesten
Sinne. Das ist kein Alleinstellungsmerkmal des Kurses, sondern ein
wesentlicher Bestandteil jedes Weges mit dem Ziel permanenter
nicht-symbolischer Erfahrungen – ob spirituell oder säkular.
Der
Ablauf einer Trigger-Situation ist dir sicherlich ebenfalls bekannt:
Eine Situation oder ein Gedanke tauchen auf und führen unmittelbar zu
einer Emotion. Jede Emotion kannst du körperlich wahrnehmen: Da ist ein
»Zusammenziehen« oder eine »Erweiterung«, eine Art »Energie«. Und dann –
reagierst du. Oder anders ausgedrückt: Erst urteilst du unmittelbar
über die Situation und dann triffst du eine Entscheidung, ob dir das
bewusst ist oder nicht. Kommt dir das aus den Entscheidungsregeln
bekannt vor?
Stelle doch
bei nächster Gelegenheit mal fest, wie du den Ablauf ganz praktisch
erlebst: Nach dem unmittelbaren Empfinden ist da eine kurze Pause, eine
»Lücke«, bevor du reagierst oder entscheidest. Hast du die
Entscheidungsregeln eingeübt, ist das der Punkt der Verbindung mit
deinem »Berater«: »Wie soll ich auf ... reagieren?« Aber wie gehst du
mit den Triggern um, die dir bereits im Vorfeld den Alltag versauen?
Bleibe
in der »Lücke«. Und halte inne. Lass das Empfinden zu. Das ist nicht
angenehm und du wirst erst einmal zurückschrecken. Öffne dich für den
Inneren Lehrer und lass den Widerstand weg. Die Emotion oder das damit
verbundene körperliche Empfinden ist auch eine erlernte
»Schutzfunktion«: etwas zu vermeiden. Oder zu bekommen. Worauf bezieht
sich das Empfinden? »Wer« ist gemeint? Schau es dir mit einem gewissen
Grad an Neugier an, denn Neugier ist die Art und Weise, wie Weisheit zum
Vorschein kommt. Sie ist der Wegbereiter der Weisheit. Neugier
entsteht, und du lässt dich darauf ein. Die Weisheit ist direkt
darunter.
Und nach
einiger Zeit, vielleicht sofort, vielleicht nach Stunden oder auch erst
nach Tagen, lässt das Unangenehme nach. Es gibt keinen Grund mehr, vor
dem Unbehagen davonzulaufen! Der Trigger verliert seinen Sinn und darf
gehen.