Noch ein Text zum "Verdauen"...
"IKARUS
Es gibt einen Ikarus, der abstürzte, weil er dem Höhenrausch nicht widerstehen konnte.
Er hatte die Hypnose des Körpers überwunden und konnte unter der Anleitung seines Vaters Dädalus fliegen.
Dann begegnete er in den Höhen des Windes einer noch viel mächtigeren Hypnose:
Dem Dämon der Hybris, der egomanen Selbstüberhöhung, dem Machtrausch.
So stürzte er ab.
Das alles ist menschlich, doch es lässt uns leiden.
Denn niemand ist frei von den Folgen seines Denkens, Sprechens und Handelns.
Rechtgesinntes Denken und Fühlen bilden die Grundlage für ein glückliches Leben. Herzensbildung und daraus entspringendes dienendes Wollen sind die Basisbewegungen für uns alle als Mensch unter Menschen.
So gibt es – wenn ich genau hinschaue – noch einen anderen Ikarus, der ein Mensch der Mitte war und die Ketten der Gefangenschaft durch das Halten der rechten Flughöhe sprengte.
Er hatte die innere Führung entdeckt und hielt die Verbindung mit ihr und flog in die geistige FREIHEIT.
Die Mitte erhebt uns aus der inneren Zerrissenheit über das Spannungsfeld der Dualität:
Man achtet die Gegensätze und bekämpft sie nicht, weder die rechte noch die linke Seite.
Wer beide Seiten in sich befriedet, der kann Großes bewirken und ist doch zugleich frei davon.
Er steht im Dienst am Ganzen.
Daher:
Es gibt ein Kämpfen ohne Kampf, denn selig sind die Friedfertigen.
Es gibt ein Siegen mit Demut, ohne egomanen Triumph.
Der im Geist verankerte Mensch meidet den egomanen Kampfmodus,
denn er vergiftet das eigene Herz durch den geheimen Hass auf den Gegner.
Der weise Mensch lässt sich auf das Spiel des Lebens ein, denn an diesem Spiel wachsen und reifen wir hin zur Freiheit im Geist – mit Gelassenheit!
Der Wissende achtet das gewöhnliche Leben und sieht seine Erfolge als Geschenk und Zugabe, die dem Ganzen dienen mögen.
Er kann seine Wünsche hinterfragen und, wenn die Einsicht es gebietet, wieder loslassen.
Der wirkliche Sieg ist immer der Sieg über die eigenen dunklen Anteile, den egomanen Irrtum, denn der Schatten des Egos, all die zerstörerischen Impulse, immer begleiten sie uns hier in der Welt.
Unsere Lebensreise führt uns nach außen ins freie Feld, denn nur so können wir nach Siegen und Niederlagen die Reise nach innen antreten und vom Wissen zur Weisheit gelangen.
Vollendet wird das Wesentliche immer im Geist.
Dies macht glücklich.
Die Bühne der Welt ist ein vergänglicher Ort, und wer sie heiter hinter sich lassen kann, der findet zum Frieden im GEIST.
Am Ende ist alles ganz einfach, denn es ruft uns ewiges Leben im GEIST.
Der Ikarus in uns muss nur seine Flugbahn halten und so Vollendung empfangen."
(Quelle: Reinhard Lier, Telegram-Kanal)