»Äh, willst du mich verbirnen, nee, also veräppeln? Bin schon ganz durcheinander durch diese Aufforderung!«
»Wieso denn, du hast doch so viel in den Schmerz investiert ...«
»Was?! Ich soll in den Schmerz investiert haben?!«
»Klar doch, es war eine Glanzleistung deiner Lernfähigkeit. Das willst du doch nicht wegwerfen?!«
»Ach ja, jetzt geht mir ein Licht auf, du hast zu viele esoterische Bücher gelesen. Verschone mich mit dem Quatsch! Mit den Schmerzen anderer macht man keine Scherze!«
»Esoterisch? Nö, ich täte eher sagen: spirituell. Die habe ich nicht nur gelesen, sondern auch welche geschrieben. Aber wenn ich aus der Ecke käme, hätte ich eingeleitet mit: Schmerz ist ein Fall von falsch verstandener Identität.«
»Klingt auch nicht besser. Du scheinst keine Ahnung zu haben, was Schmerzen bedeuten!«
»Ich kenne eigentlich niemanden, der keine Ahnung von Schmerzen hat. Oder der damit Scherze treibt. Außer vielleicht professionelle Folterknechte.«
»Dann hast du offenbar den Beruf gewechselt.«
»Nein, ich habe mich mal bei den knochentrockenen Wissenschaftlern umgesehen, die keinen Sinn für Humor kennen, wenn es um nachprüfbare Fakten geht.«
»Offenbar hast du die Ausnahme gefunden: Wissenschaftler mit makaberen Humor!«
»Na ja, die IASP, die International Association for the Study of Pain (
iasp-pain.org) halte ich nicht für eine Komikergesellschaft.«
»Hm. Und was haben die herausgefunden?«
»›Subjektiv empfundener Schmerz ist ein auf Grund der Lebenserfahrung erlerntes Konzept.‹, sagen die.«
»Sollte mein Doc mit sowas rüberkommen, zeige ich ihm aber, was er so alles gelernt hat!«
»Was den Vorwurf des Nicht-Ernst-Nehmens angeht, heißt es dort: ›Es sollte respektiert werden, wenn eine Person eine Erfahrung als Schmerz bezeichnet!‹«
»Ach so. Klingt endlich mal vernünftig. Und was fange ich damit an?«
»Zunächst einmal könntest du akzeptieren, dass das ›Schmerzpaket‹, dessen du dir bewusst bist, aus unterschiedlichen Komponenten besteht. Das ›Leiden‹ ist ein Anteil davon: nämlich der erlernte Anteil.«
»Klingt wie: Lerne Klagen, ohne zu leiden.«
»Nee, das ist die Arbeitnehmerversion. Die praktische Version wäre etwas umgedreht.«
»Du meinst, trotz Schmerzen das Leiden vermindern?«
»Zumindest verringern. Oder anders mit dem Schmerz umgehen.«
»Ah, wo fange ich da an?«
»Natürlich zunächst bei dem Auslöser für die Schmerzreizungen, aber das ist eine Angelegenheit für deinen Doc. Ich rede hier nur über das Empfinden oder ›Erleben‹ von Schmerz. Und da scheint es sinnvoll, mit einer Emotion zu beginnen: dem Widerstand.«
»Dem Widerstand?«
»Ja, das ›Leidenspaket‹ enthält Befürchtungen, Bedenken, Deutungen, Ängste und andere Emotionen. Eine wesentliche Emotion ist der Widerstand, denn da ist die unterschwellige Überzeugung, die Dinge müssten anders laufen. Was ist das Ergebnis von Widerstand? Leiden in welcher Form auch immer.
Und jetzt hast du eine Wahl: Du brauchst beispielsweise nicht an dem Widerstand festzuhalten.«
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Das ist eine Kurzfassung - hier zur Abwechslung mal in einer Dialogform - vom Anfang des ersten Kapitels des Buches »Und wohin mit dem Schmerz, Bruder?«, das Michael Feuser und ich als letztes von drei Büchern zu Papier gebracht haben.
Und da die Facebook KI etwas dagegen hat, den Link auf die Seite "Ein spirituelles Willkommen" gemeinsam mit diesem Text zu posten, habe ich ihn in den Kommentar geschrieben.