Infobrief Nr. 14 /Oktober 2019
Thema:
Lehrer und Schüler – Erwachen und Erleuchtung
Liebe Freunde der Geistesschulung,
wer
sich ernsthaft mit dem Kurs beschäftigt und ihn als Schüler studiert,
der wird zugleich zum Lehrer GOTTES. Was ich lernen will, das soll ich
lehren, um es leichter lernen zu können. Und umgekehrt: Was ich lehren
will, das sollte ich zuvor gelernt haben. Lernen und Lehren greifen also
etwas paradox eng ineinander. Das Lehren im Sinne des Kurses ist vor
allem ein Vorleben: Das Praktizieren der Vergebung – still und leise. In
diesem Sinne sind hier alle Kursschüler auch Lehrer.
Im
herkömmlichen Sinne gibt es dann noch den Lehrer, der sich explizit den
Inhalten des Kurses widmet und diese Interessierten vermittelt. Er hat
Einsichten gewonnen und teilt sie mit anderen Kursschülern. Vielleicht
tut er dies auf eine Weise, die ein Verständnis der komplexen
Kursinhalte erleichtert. Ein solches Talent soll durchaus in den Dienst
des gemeinsamen Lernens und Lehrens gestellt werden.
Durch den Kurs werden wir auf das Problem der besonderen Beziehung aufmerksam
gemacht. Im Allgemeinen nutzen wir alles in der Welt im Zeichen der
besonderen Beziehung. Dies bedeutet: Wir suchen nach einem Ersatz für
die Liebe und nutzen die Objekte der Welt zum Stillen unseres inneren
Hungers. Dann werden die Dinge der Welt zu Götzen oder Fetischen. Wir
sind fasziniert von ihnen und bemerken nicht, dass sie keinen wirklichen
Frieden schenken können. Für einen Schüler kann die Beziehung zu einem
Lehrer "sehr besonders" werden – und umgekehrt. Dann missbraucht der
Lehrer seine Macht, die ihm die Schüler vertrauensvoll im Sinne einer
wissenden Autorität gegeben haben. Auch in Kurskreisen kann dies
passieren: Es ist allzu menschlich, denn das Ego rennt immer bei uns
allen noch mit.
In
Bezug auf den geistigen Entwicklungsstand des Schülers wie des Lehrers
scheint es einige Missverständnisse zu geben. Man sollte den Prozess des
Erwachens vom Endpunkt der Erleuchtung klar unterscheiden. Wer erwacht
ist, der kann immer noch in egomane Zustände zurückfallen – er oder sie
ist noch längst nicht in der Erleuchtung. Hierzu habe ich im angefügten
Text meine persönlichen Einsichten zusammengefasst. Mögen sie hilfreich
sein und den nüchternen Blick auf die Zusammenhänge fördern. Es ist noch
nicht alles Gold, was glänzt.
Mit herzlichen Grüßen,
Reinhard Lier