Es war einmal ein kleiner Geist. Er wollte sich vor dem GROSSEN
GEIST verstecken. Also baute er sich einen Unterschlupf, den er
„Körper“ nannte. Der kleine Geist erklärte dem Körper, dass er seine
Wohnung wäre, und der Körper freute sich, denn nun hatte er eine
Funktion – er war nützlich. Und alle Dinge sind gerne nützlich.?
Natürlich konnte der Körper nicht wissen, was seine eigentliche Funktion
war – nämlich, den kleinen Geist vor dem GROSSEN GEIST zu verstecken.
Der kleine Geist richtete sich den Körper ganz nach seinen
Bedürfnissen ein. Dies ging bald so weit, dass er sich vollkommen mit
dem Körper identifizierte. Er gab ihm sogar seinen Namen und erwartete
von ihm, dass er ihm alles besorgte, was dem kleinen Geist notwendig und
sinnvoll erschien. Er hielt ihn ständig auf Trab, denn er brauchte
einmal dies und ein andermal das. Er schrieb ihm sogar vor, welchen
Gesetzen er sich zu beugen hätte, was ihm Lust und was ihm Schmerz
bereiten solle.? Der Körper war ein braver Diener. Er gehorchte seinem
Meister, auch wenn dieser ihm immer alle Schuld für sein Unglück oder
seine Not gab. Und sogar wenn der kleine Geist ihm einredete, dass er
der Herrscher über das Universum wäre, versuchte der Körper, den
Wünschen seines Meisters nachzukommen.
Inzwischen hatte der kleine Geist vollkommen vergessen, dass er
tatsächlich Geist war. Er hatte vergessen, dass er sich den Körper
gemacht hatte und diesen nach seinen Wünschen befehligte. Auch hatte er
vergessen, warum er dies gemacht hat. Der GROSSE GEIST war praktisch
völlig aus seinem Bewusstsein verschwunden.
Dieses Vergessen hatte für den kleinen Geist verheerende Folgen:
Seine Unverletzlichkeit und Unsterblichkeit waren dahin, war er doch nun
seinen selbst erfundenen Gesetzen ausgeliefert, die ihn verletzbar und
sterblich machten. Jetzt musste er seine ganze Energie in die
Absicherung und Verteidigung des Körpers stecken und hatte dennoch einen
Feind, den er niemals besiegen konnte – den Tod, der schließlich sein
Ende besiegeln würde.
In dieser großen Not rief der kleine Geist – denn das war er ja trotz
allem immer geblieben – nach dem GROSSEN GEIST, an DEN seine
Verzweiflung und sein Gefühl der Ausweglosigkeit und Einsamkeit ihn
endlich erinnerten. Und der GROSSE GEIST, DER die ganze Zeit nur darauf
gewartet hatte, dass SEIN SOHN wieder aus seinem Versteck hervorkommen
wollte, antwortete ihm mit großer Freude. ER flüsterte ihm aus großer
Nähe zu:
„Mein geliebter Sohn, der Körper behindert dich nicht! Du kannst dich
nach wie vor völlig frei bewegen. Der Körper folgt nur deinen Befehlen –
er tut von sich aus überhaupt nichts. Dehne dich einfach aus! Du wirst
sehen, es ist ganz einfach!“
Und der kleine Geist tat nach einigem Zögern wie ihm geheißen – und
wie groß war sein Erstaunen, als er sich wieder mit dem GROSSEN GEIST
vereint fand! Was für ein Glück und welche Freude! Diese
unbeschreibliche Freiheit!
Und fast im gleichen Moment erinnerte er sich:? Dort, wo er gewesen
war, hatte es noch viele andere Körper gegeben! Das mussten seine Brüder
sein, die sich wie er in Körpern versteckt hatten! Die glaubten sicher
auch, dass sie dort gefangen wären – so, wie er es gerade eben noch
geglaubt hatte.? Welche Liebe und welch Mitgefühl entbrannten da in ihm
für jeden von ihnen!
Sein Körper war ja noch da – und da bat er SEINEN VATER, ob er sich
nochmals in den Körper begeben könne. Jetzt würde er nicht mehr
vergessen. Jetzt wusste er ja, dass SEIN VATER immer mit ihm war, wohin
er auch ging.? Er wollte allen Brüdern, die gewillt waren zu hören,
diese frohe Botschaft verkünden!? Die Wahrheit darüber, was sie wirklich
sind – dass sie frei sind, jederzeit, wenn sie nur wollen! Dass sie
keinen Gesetzen unterworfen sind außer dem Gesetz, das sie für immer in
Freiheit belässt!
Und der VATER lächelte auf SEINEN SOHN und sprach:
„Gehen wir, mein Geliebter,
und bringen wir alle deine Brüder nach Hause!“
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