Das Denksystem des Egos, beispielhaft in der Partnerschaft
Es gibt keine von deinen Ideen unabhängige Welt, weil Ideen ihre Quelle nicht
verlassen und du die Welt in deinem eigenen Geist gedanklich aufrechterhältst.
(Ein Kurs in Wundern, Teil I, Lektion 132, Seite 243/10-3)
Gedanken sprich Ideen sind die Grundlage jeder Schöpfung – ganz gleich, ob es sich
um einen Albtraum, nämlich um unsere Welt im Ego-Modus, oder um einen angenehmen
Traum handelt. Mit jedem Gedanken, den wir bewegen und emotional aufladen,
sind wir als GOTTES Kinder gleich wie ER schöpferisch tätig. Ganz intensiv hast du
das sicherlich schon in der Sexualität erlebt: Der Sex findet vor allem im Kopf statt.
Sexuelle Gedanken erzeugen sexuelle Emotionen bis hinein in die körperliche Erregung.
Solche erschaffenen Gedankenwesen - und wir können hier wirklich von Wesen
sprechen, die innerhalb deines irdischen Traums ein Eigenleben entfalten – kehren
dann immer wieder zu dir zurück und wollen, dass du ihnen Aufmerksamkeit
schenkst. Du bist ihr Schöpfer, sie sind deine geistigen Kinder. Du kannst sie weiter
nähren und verstärken oder auflösen.
Das Ego erzeugt und liebt ganz bestimmte Gedankenqualitäten: Meist geht es dabei
ums Rechthaben, um Überlegenheit (Wichtigtuerei, Diebstahl von Aufmerksamkeitsenergie)
oder Unterlegenheit und Mangelgedanken (Minderwertigkeitsgefühle, Energieraub
auf der Mitleidsschiene), um Angriff oder Verteidigung, um Angst und Gier, also
um Egoismen aller Art. Das Ego befindet sich immer im Überlebenskampf, von dem ja
auch nicht umsonst in der freien Marktwirtschaft so oft gesprochen wird. Mache dir
ganz bewusst, dass das Ego immer kriegerische Absichten hat (und sei es nur in Form
der Klatsch-und Tratschsucht, die auch ein Angriff auf Andere ist). Es ist getrieben von
Gefühlen der Angst, auch wenn diese Angst meist mit aggressivem Verhalten oder mit
der Rolle des Stimmungsmachers überspielt wird.
Das Ego bezieht sein Lebensgefühl aus dem Spannungsfeld der Dualität – die Einheit
bleibt ihm fremd und erzeugt Angst. Es braucht ein Feindbild, eine dramatische Situation,
um sich lebendig zu fühlen. Kurz gesagt:
Das Ego kennt keinen Frieden. Es verdankt seine Existenz dem Glauben an die
Wirklichkeit des gelungenen Angriffs auf die LIEBE, auf GOTT. So basiert es auf
Schuld, Angst und Hass.
In einer Partnerschaft begegnet das SELBST innerhalb des irdischen Traums sich
selber im jeweils anderen Partner. Es zeigt sich die Anziehungskraft der Liebe auf die
Liebe, die sich selber in den beiden Partnern ruft, um Einheit im GEISTE durch Vergebung
zu verwirklichen. Dabei liegt der Fokus auf dem GEIST, nicht auf der körperlichen
Ebene, wo es Einheit nie wirklich geben kann. Die körperliche Welt ist und bleibt
das Symbol für den Gedanken der Trennung, hier dominiert das Ego, welches uns davon
überzeugen will, dass wir nur und ausschließlich Körper sind.
In der Begegnung zweier Menschen zeigt sich neben dem SELBST auch das (eine)
Ego, welches über die Projektion der Körper als scheinbar zwei in Erscheinung tritt.
Diese beiden Egos gehen zunächst eine besondere Liebesbeziehung miteinander ein,
welche aber irgendwann zu einer besonderen Hassbeziehung werden wird: der Streit
ist vorprogrammiert, wenn die Partner nach den Verliebtheitsgefühlen von der darunter
liegenden kriegerischen Energie eingeholt werden und das Ego die Führung übernimmt.
Jedes Ego will das andere Ego an sich angleichen: „Du sollst so sein wie ich,
dann haben wir Frieden“, lautet die verrückte Vorstellung. „Lebst du anders als ich,
kommen wir nicht zusammen. Mein Lebensstil (meine Werte und Normen) ist der
richtige!“ Die Strategie des Egos ist nun, aus zwei Egos ein Super-Ego zu schaffen:
„Wir zwei gegen den Rest der Welt!“
Die Welt wird als bedrohlich erlebt, denn irgendeinen Feind muß es ja noch geben, um
Lebensspannung zu erzeugen. So verbünden sich die zwei Partner gegen die Welt und
damit zugleich gegen die Quelle des SEINS, gegen GOTT. Ihr Lebenskonzept beruht
nämlich weiterhin auf Trennung, obwohl sie sich doch so sehr lieben. Aber diese Liebe
mutiert zum Albtraum: beide sind völlig abhängig voneinander und damit in einer von
Suchtstrukturen gesteuerten Beziehung. Sie haben sich mit ihrer - wie es ein EKIW
nennt - besonderen Beziehung gegen die eigene Quelle im Inneren verbündet.
Die Beziehung selber ist zu ihrem „Gott“ (Götzen) geworden, und sie besteht eigentlich
nur aus Angst und Gier: der Angst, den anderen zu verlieren und der Gier, mehr
und mehr vom anderen zu bekommen. Die Eifersucht und der ewige emotionale und
sexuelle Hunger nach dem Mehr, einem intensiveren Kick, führen beide Partner in den
Wahnsinn der Sucht. Es dürfte sich wohl herumgesprochen haben, dass Sexsucht
besonders unter Männern sehr verbreitet ist. Und nur die wenigsten Männer finden
wir bei den Anonymen Sexaholikern (www.sa.org), die das Ende der Strasse erreicht
haben: den tödlichen Abgrund! Die Ego-Welt beruht auf dem Prozess der Sucht, den
die amerikanische Psychotherapeutin Anne Wilson Schaef schon vor vielen Jahren in
ihren Büchern beschrieben hat. Der albtraumartige Teufelskreis heißt:
Wir können beide nicht wirklich miteinander aber auch nicht ohne einander leben.
Das ist der Wahnsinn der Ego-Welt, die Achterbahnfahrt zwischen Angst und Lust
(Lüsternheit). Wir sollten uns klarmachen, dass das mit wirklicher Liebe nichts zu tun
hat. Der LIEBE, die unsere wahre Natur ist, weichen wir ja ständig aus, indem wir uns
eine Gegenwelt aus besonderen Beziehungen sprich Götzen schaffen, seien es nun
Hass- oder Liebesbeziehungen, in denen die Projektion von einerseits unstillbarer
Glückssehnsucht und andererseits von Schuld auf den jeweils Anderen zum Hauptthema
wird. Die Schmerzen, unter denen wir leiden, verdecken die Angst vor der
Zerstörung:
Es ist die Angst des Ego vor der Liebe GOTTES, welche die einzige WIRKLICHKEIT
ist. LIEBE löst die Illusion des Ego-Traums auf. Nur darum geht es, wenn wir uns in
zwischenmenschlichen Beziehungen engagieren, wenn wir Paarbeziehung eingehen.
Hier aber schwingt in der Offenheit, die wir anstreben und ersehnen, immer die Angst
des Egos vor Auflösung mit. Dieser Zusammenhang sollte uns immer bewusst sein,
um nicht in die drohende Fluchtfalle zu laufen. Halten wir durch in unserer Bereitwilligkeit,
das eigentliche Problem zu erkennen (und es gibt nur ein Problem und nur eine
LÖSUNG), dann wird aus einer besonderen Beziehung eine heilige Beziehung, in der
die QUELLE gegenwärtig ist.
aus einer Darstellung von Reinhard Lier
Literaturhinweise:
Ein Kurs in Wundern - Textbuch, Übungsbuch, Handbuch für Lehrer (1 Buch:
www.greuthof.de)
Den Widerstand aufgeben, die Liebe annehmen, Kenneth & Gloria Wapnick
Die Illusion des Universums, Gary Renard (sehr gutes Begleitbuch zu EKIW)
Reinhard Lier, Jahrgang 1960, Heilpraktiker, Familienaufstellungen seit 1996,
Gründung der Gesellschaft zur Heilung Menschlicher Beziehungen:
www.beziehungen-heilen.de